Das Geheimnis hinter Sashiko: Warum Materialwahl und Technik so wichtig sind
Die Feinheiten einer alten Kunst mit viel Liebe zum Detail
Vielleicht hast du schon deine erste Sashiko-Reparatur ausprobiert oder du bist gerade dabei, dich heranzutasten. Was so ruhig und meditativ wirkt, hat ganz schön viel Handwerk in sich. Und genau darum geht es heute: um die kleinen, feinen Unterschiede, die das Sticken mit Sashiko so besonders machen - vom Garn bis zur Haltung der Nadel. Und darum, warum es sich lohnt, sich auf diese Details einzulassen.
👉 Falls du noch ganz am Anfang stehst und erst einmal wissen möchtest, wie so eine Reparatur Schritt für Schritt funktioniert: Hier findest du unseren Einführungsartikel mit einer Anleitung.
Warum Sashiko-Garn und keine normale Sticktwist?
Die häufigste Frage, die mir gestellt wird ist: “Muss ich wirklich dieses „besondere“ Garn nehmen?“
Und ja! Kurz gesagt: Das richtige Garn ist tatsächlich wichtig, kein Marketing-Trick. Sashiko-Garn ist robust, matt und fest gezwirnt – und genau darauf ausgelegt, durch mehrere Stofflagen zu gleiten, ohne sich zu spalten. Anders als bei normalem Stickgarn musst du hier nichts teilen oder ordnen. Du kannst einfach anfangen. Und du wirst den Unterschied spüren: Die Nadel gleitet ruhiger durch den Stoff, die Stiche werden gleichmäßiger.
Natürlich kannst du auch anderes Garn verwenden – aber wenn du Sashiko wirklich erleben willst, macht das richtige Garn einen Unterschied. Es ist ein bisschen wie mit gutem Werkzeug. Man merkt es erst, wenn man es ausprobiert hat.
Die Fakten zu traditionellem Sashiko-Garn:
Die Sache mit der Nadel – und warum ihre Länge Sinn ergibt
Sashiko-Nadeln sind länger als normale Sticknadeln. Das ist kein Zufall: Bei der Technik „sammelst“ du mehrere Stiche auf der Nadel, bevor du sie durch den Stoff ziehst. Das geht nur, wenn Nadel und Garn aufeinander abgestimmt sind.
Viele merken beim ersten Versuch: „Oh, das fühlt sich ganz anders an!“. Es ist kein normales Sticken. Es ist rhythmischer, meditativer. Und genau das macht Sashiko so besonders.
Welcher Stoff eignet sich für Sashiko?
Sashiko stammt ursprünglich aus der traditionellen ländlichen Handwerkskunst Japans. Es entwickelte sich in einfachenlandwirtschaftlichen Gemeinschaften als praktische Sticktechnik zur Verstärkung von Textilien, zur Reparatur und Verlängerung von Kleidung.
Genutzt wurde, was da war – oft Baumwolle, Leinen oder Hanf. Heute greifen viele zu Jeans. Wichtig ist nur:
Tipp: Wenn du einen Flicken wählst, der ähnlich dick ist wie der Originalstoff, lässt sich alles sauberer und haltbarer verbinden.
Aber warum am besten keinen dehnbaren Stoff? Die Fakten:
Wenn der Stoff dehnbar ist (z. B. Jersey oder Stretch-Jeans), verzieht er sich beim Sticken leichter. Das Ergebnis:
– Die Stiche werden ungleichmäßig.
– Der Stoff kann sich beim Tragen oder Waschen zusammenziehen.
– Die Stickerei verliert ihre Form.
Sashiko-Garn ist eher fest. In dehnbaren Stoffen entstehen leicht Löcher, weil das Material punktuell zu sehr belastet wird.
Warum also reine Baumwolle (oder Leinen, Hanf)?
Sie bietet einen idealen Widerstand: nicht zu weich (wie Jersey), nicht zu hart (wie beschichtete Stoffe). Du kannst gleichmäßige Stiche setzen, ohne den Stoff zu beschädigen.
Reine Baumwolle hält die Fäden gut fest. Mischgewebe oder Synthetik (Polyester etc.) können rutschiger sein – die Fäden verrutschen oder lockern sich schneller.
In der Ursprungskultur nutzte man das, was da war: alte Kleidung aus Baumwolle, Leinen, Hanf. Auch aus Gründen der Nachhaltigkeit und Authentizität wird das heute oft beibehalten.
🔍 Fazit:
Ungeeignet: Stretchstoffe, Jersey, Elasthan-Anteile, Dünne synthetische Stoffe
Geeignet: Jeans (ohne Stretch), Baumwollköper, Leinen, Canvas, altes Baumwollhemd – Hauptsache dicht gewebt und stabil
Muss ich traditionelle Muster nehmen?
Ganz klare Antwort: Nein!
Sashiko lebt zwar von Mustern und die traditionellen Designs (wie Wellen, Kreise, Fischschuppen) haben einen ganz eigenen Zauber, aber du darfst auch kreativ sein!
Viele beginnen mit einfachen Linien oder Kreuzen und entwickeln daraus ihr eigenes Muster. Und das ist absolut im Sinne der Technik: Sashiko darf wachsen – mit dir.
Kleben oder heften, was ist besser?
Du kannst Flicken auf der Innenseite deiner Jeans entweder mit Textilkleber fixieren oder mit Stecknadeln heften. Beides ist erlaubt! Wichtig ist nur: Der Stoff sollte beim Sticken nicht verrutschen. Viele finden Kleber am Anfang einfacher. Wenn du geübter bist, klappt’s oft auch ohne.
Die ganze Mühe und Detailverliebtheit lohnt sich!
Garn, Nadel, Stoff…das alles ist kein Muss. Darauf zu achten macht einen Unterschied und das Sticken zu einem Erlebnis. Denn Sashiko ist mehr als nur Reparatur. Es ist eine Geste, ein Innehalten, ein Moment, in dem du mit deinen Händen Wertschätzung ausdrückst – für ein Kleidungsstück, das dich begleitet und einen Wert für dich hat.
Jeder Flicken ist ein kleines Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und Wertschätzung.
PS: In unserem Sashiko Starter Set findest du alles, was du brauchst, um direkt loszulegen – von Garn und Nadeln bis zur Vorlage. ;-)
Und wenn du Unterstützung suchst: Dann ist mein Sashiko-Kurs genau das richtige für dich.
Viel Freude beim Entdecken und Ausprobieren!
Dein Reparieren ist Liebe-Team